Russland, Ukraine und ‚der Westen‘


Als 1962 die Sowjetunion auf Kuba an einer Raketenbasis baute, drohte der damalige US-Präsident Kennedy mit Krieg. So nah vor der Haustür mochte man keine militärische Präsenz der Gegenseite. Die Sowjets machten einen Rückzieher. Dabei waren ihre Pläne nur die Reaktion auf die von den USA schon im NATO-Land Türkei stationierten Raketen, die auf Moskau zielten.

Wiederholt sich die Geschichte derzeit mit umgekehrten Vorzeichen? Seit den 1990ern ist die NATO den Russen immer mehr auf den Pelz gerückt. Die Ukraine wurde bereits seit längerem mit Waffenlieferungen aus NATO-Ländern, vor allem den USA, beglückt. Es dürfte also niemanden verwundern, dass dies in Moskau keine Begeisterung auslöste – und schließlich zu Gegenreaktionen geführt hat.

Laut der CIA hätte es am Mittwoch mit dem Einmarsch der Russen in die Ukraine losgehen können. Jetzt ist es 2 Tage über Mittwoch, und es ist KEIN Krieg dort. Und Russlands Staatschef Putin verkündete statt dessen das „planmäßige Ende“ einiger „ganz normalen Wehrübungen“ und den Abzug der „Übungsmannschaft“ vom Trainingsgelände. Ob US-Präsident Biden und CIA-Chef Burns jetzt die Zeugen Jehovas zu Rate ziehen – die kennen sich doch aus mit dem Wegkaschieren geplatzter Untergangsprophezeiungen?

Aber Spaß beiseite, die Sache ist noch nicht ausgestanden. Es gilt weiter wachsam und aktiv zu bleiben, damit ein Krieg nicht doch noch herbeigeredet wird.

Ein Beitrag zum Aufhorchen kam tags darauf noch von einem Elder Statesman: Klaus von Dohnanyi (93), ehemaliger Hamburger Bürgermeister und Sohn eines verhinderten Hitler-Attentäters, empfahl in WDR 5 den europäischen Regierungen, sich auf ihre eigenen Interessen zu besinnen – und die seien nicht die der USA. Nachzuhören hier:

https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-neugier-genuegt-freiflaeche/audio-nationale-interessen-in-der-nato-100.html

Wer sich im Www weiter informieren will, dem sei für den 22.02.2022 (leicht zu merken!) die Online-Veranstaltung mit einem Vortrag des Politikwissenschaftlers Dr. Dieter Segert mit anschließender Diskussion empfohlen:

https://friedensbildungswerk.de/html/krieg.html#Ukraine-Russland

Dr. Segert war Professor für Transformationsprozesse in Mittel-, Ost- und Südeuropa an der Uni Wien und hat sich jahrzehntelang mit Russland und den GUS-Nachfolgestaaten befasst. Er wird seine Einschätzung zu den aktuellen Fragen geben:

Was will Putin an der ukrainischen Grenze? Den Separatisten im Donbass zum Sieg verhelfen? Welche Interessen verfolgt „der Westen“ in der Ukraine?

Und wer bedroht hier wen und warum? Wer bereitet einen Krieg vor und wie real ist die Gefahr, dass es tatsächlich dazu kommt?

Weitere Aktivitäten sind u. a. geplant von der Deutschen Friedensgesellschaft/Vereinigte Kriegsdienstgegnerinnen (https://nrw.dfg-vk.de/).

Udo Slawiczek