Am 22. Juni war in Köln Tag der offenen Tür für das „Forum Ziviler Friedensdienst e.V.“, das 1996 zur Zeit der Balkankriege von Friedens- und Menschenrechtsgruppen gegründet wurde und weltweit aktiv ist. Eine gute Gelegenheit nachzufragen, wie Friedensarbeit im Krieg funktionieren kann. Zum Beispiel in der Ukraine. Weiter hier!
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„Wir wollen ein freies und unabhängiges Land werden“ sagt Prof. Oksana Dovgopolova in einem Interview gegenüber dem forumZFD am 8. April. Seit dem 24. Februar stünde man unter ständiger Anspannung, denn „natürlich wissen wir um all die furchtbaren Dinge, die in Mariupol, Butscha und in allen anderen Städten der Ukraine geschehn.“ Schwer vorstellbar, wie man unter solchen Verhältnissen Friedensarbeit leisten kann.
Neben der dringenden existenziellen Unterstützung mit Babynahrung, Nahrungsmitteln oder Trinkwasser stellt sich eine andere Frage: Wie ist den innerlich verletzten, den durch den Krieg aus der Bahn geworfenen, den hilfesuchenden, vereinsamten und traumatisierten Menschen zu helfen?
Die professionelle Antwort bieten die vielen Beschäftigten und Unterstützer des „Forum Ziviler Friedensdienst“, die sich als Netzwerker mit anderen Organisationen verstehen. Mit Vertretern der Zivilgesellschaft vor Ort werden gemeinsame Projekte der Krisenbewältigung erarbeitet und sollen wie ein Schneeballsystem an möglichst vielen Orten im Kriegsgebiet nachhaltig etabliert werden.
In Kriegsgebieten sicher eingeschränkt, dennoch dringend notwendig ist die Stärkung der eigenen Ressourcen und Kräfte der Menschen, die Übernahme von Fürsorge und die Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls zum Beispiel durch Organisation gemeinsamer Besprechungen. Die Förderelemente vom forumZFD „können sehr hilfreich sein, wenn sie in andere Programmen integriert werden. Wenn die Leute sich im Krisenstand befinden, brauchen sie finanzielle und andere Unterstützung, damit sie Ressourcen suchen, zum Beispiel Medikamente, Nahrung und Sicherheit“, ist Ada Hakobyan vom Ukraine-Team überzeugt.
Hannah Landwehr vom forumZFD ist verantwortlich für das Projekt „Ukraine“ und berichtet beispielhaft, wie einer alten Frau mit einer Nachbarschaftsaktion geholfen werden konnte, die im Keller eines Hochhauses mit 80 zerstörten Wohnungen völlig allein gelassen Schutz vor russischen Raketen suchte. Oder der Aufbau von Schulen und die Betreuung von traumatisierten Kindern für die Zukunft des Landes. Viele Kinder, die mit ihren Müttern aus bombardierten Gebieten flohen, befinden sich in Odessa. Sie brauchen Schutz, Unterricht und Betreuung. Doch der Krieg „hat unsere Aufgabe sehr verändert und auf den Kopf gestellt“. Es käme aber zugute, dass man bereits die letzten zwei Jahre intensiv virtuell gearbeitet habe. Wichtig sei, „dass von uns das Signal kommt, weiter zu arbeiten“, so Landwehr.
Als Daria mit ihrem Kind nach Deutschland flüchtete, konnten viele in der Ukraine das nicht verstehen, wo das Land doch so wenig mit Waffen zur Verteidigung unterstützte. Doch hier angekommen, „traf ich viele Leute, die für die Ukraine waren. Aber wir verstehen nicht, warum Deutschland uns nicht genügend Waffen liefert. Wir können nicht fordern, was wir brauchen, es ist ihr Land. Aber andere Länder helfen uns damit. Hier habe ich viel Unterstützung vor allem von normalen Leuten.“ Es seien die kleinen „Zeichen der Solidarität“, meint Daria. (22.06.2022, Hans-Dieter Hey)