Von Hans-Dieter Hey, 10.06.2022
Am 7. Juni verstarb der Kölner Arbeiterschriftsteller Erasmus Schöfer. Ein Jahr zuvor hatte er eine Lesung auf dem Kölner Campus „Nie wieder brennende Bücher“ aus gesundheitlichen Gründen abgesagt. Seine letzte Lesung fand zum 87. Jahrestag der Bücherverbrennung durch die Nazis im Jahr 2020 als deutliche Mahnung statt.
In seiner Romantetralogie, seinem Lebenswerk „Die Kinder des Sisyphus“, verbindet er seine eigene Geschichte mit der Geschichte der Linken, ihren Erfolgen, Niederlagen, Selbsttäuschungen und Hoffnungen. Zahlreiche schriftstellerische Werke machen ihn für die Linke unvergessen.
Um seinem Todestag dürfte die Selbsttäuschung um eine weitere angewachsen sein. Denn es gibt wieder Bücherverbannungen, nicht in Deutschland, sondern in der Russischen Föderation. Es geht um russische Geschichtsbücher, geschrieben von russischen Wissenschaftlern und Historikern, die aus den Schulen und Universitäten verbannt wurden. Ersetzt durch den Russischen Hobbyhistoriker und Präsidenten Wladimir Putin mit seiner eigenen Geschichtsschreibung. Sie wurden von ihm als verpflichtender Standard gesetzt. Es fallen Parallelen zur Deutschen Geschichte nur allzu deutlich auf, vor der Erasmus Schöfer immer warnte.
Schöfer wurde am 4. Juni 1931 bei Berlin geboren. Seine Promotion legte er 1962 über „Die Sprache Heideggers“ ab. Er war Mitbegründer und Vorsitzender des Werkkreises Literatur der Arbeitswelt” und Mitglied des Deutschen P.E.N.-Zentrums. Für “Die Kinder des Sisyphos” erhielt Schöfer 2008 den Gustav-Regler-Preis.
Die Linke trauert um Erasmus Schöfer, der nicht nur die linke Bewegung erlebt und mitgeprägt, sondern der sie in seinen Schriften unauslöschbar wiederbelebt hat.
Wir haben noch einmal Gelegenheit, seine Lesung zur Veranstaltung „Nie wieder brennende Bücher“ aus dem Jahr 2020 zu erleben.