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Alte Heimat – Neue Zukunft: was wird aus den geretteten Dörfern im Braunkohlerevier?

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Der Bescheid kam spät, für viele zu spät: als nach jahrelangem Hin und Her von der Politik beschlossen wurde, dass die ursprünglich für die Braunkohleförderung zum Abriss freigegebenen Dörfer Morschenich, Keyenberg, Kuckum, Berverath, Ober- und Unterwestrich doch stehenbleiben sollen, waren die meisten Bewohner längst in Neuansiedlungen verzogen oder standen kurz davor. Was mit den nun leerstehenden Häusern in den Dörfern geschehen soll, in deren Infrastruktur seit Jahren nichts mehr investiert wurde, war vom 12.-15.06.2024 Gegenstand eines Symposiums auf dem ehemaligen Pferdegestüt in Alt-Morschenich.

Eingeladen hatten die Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL), das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), die Baukultur NRW, die Stadt sowie die RWTH und die FH Aachen und der Landschaftsverband Rheinland (LVR).

In diesem Umfeld präsentierte der revierkundige Fotograf und r-mediabase-Vorständler Hubert Perschke sein drittes Buch über die Veränderungen rund um die Tagebauregion. In dem Band „Alte Heimat – Neue Zukunft“ werden ehemalige und verbliebene Bewohner der betroffenen Dörfer in Bild und eigenen Worten vorgestellt.

Zu Wort kommt z. B. der Keyenberger Bäckermeister Laumanns, der als einziger Ladeninhaber des Dorfes im alten Ort die Stellung gehalten hatte, auch als die verbliebene Einwohnerzahl schon auf 180 geschrumpft war. Er konnte sich nur behaupten, weil er auch mit einem Lieferwagen als rollendem Verkaufsstand die umliegenden Orte bediente. Laumanns hat durchgehalten, ist nun aber auch schon 60 Jahre alt – und ob es einen Nachfolger für ihn geben wird, ist ungewiss.

Anders Helmut Kehrmann und Ingo Bajerke (Vater und Sohn), die sich schweren Herzens zur Umsiedlung entschieden hatten: „Keyenberg hat sich verändert. Was bleibt, ist die Erinnerung: Weißt du noch, wer hier lebte? Und die Befürchtung ist, unter neuen Bewohnern ein einsames Leben zu führen.“

Sich mit neuen Bewohnern zu arrangieren, erlebt derzeit Uschi Settels (80) in Kuckum: hier leben 30 verbliebene Alteingesessene jetzt unter 300 ukrainischen Kriegsflüchtlingen. Aber die sind auf engstem Raum konzentriert: „Wären sie familiengerecht auf die leerstehenden Häuser verteilt, würden wieder alle Rollläden hochgehen und wieder Leben in die Häuser kommen.“

Auch Settels hat bereits ein Grundstück auf der neuen Siedlungsfläche, die etwa 6 km entfernt liegt. Aber nicht aus Angst vor Entfremdung: Das alte Haus mit dem Grundstück ist ihr zu groß geworden, altersbedingt will sie sich „kleiner setzen“.

Hubert Perschke: Alte Heimat – Neue Zukunft, Hardcover, 82 Seiten, Hahne & Schloemer Verlag, Bezug über ISBN Nr. 978-3-942513-70-8