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Marianne Wilke, Jahrgang 1929. Geboren in Hamburg. Sie und ihre Familie diffamiert als ‚Halbjüdin‘ Ein lebendiger und auch lachender Vortrag einer alten Frau, die als Mädchen groß wurde in einer faschistischen Gesellschaft. Eine Gesellschaft, in der viele Menschen sich an der Unterdrückung anderer Menschen beteiligten, aber auch viele Menschen zu kleinen und größeren Zeichen von Solidarität in der Lage waren. Vor der Wohnungstür lagen manchmal kleine Päckchen mit Lebensmittel. Ihr und ihrem Bruder wurden von Besuchern Bücher mitgebracht. Die Lehrerin musste jährlich eine Liste abgeben, ob in ihrer Klasse jüdische Schüler*Innen am Unterricht teilnahmen. Nie war jemand auf dieser Liste eingetragen. Als sie aus der Schule gehen sollte, um in einer Fischfabrik zu arbeiten, fand sich jemand, der sie als Hausmädchen anfordern konnte.

Marianne Wilke erzählte über die Angst, die sie erfuhr, über das Mißtrauen, das sie gegenüber Erwachsenen entwickelte. Den Druck auf Ihre Mutter, sich von ihrem Mann zu trennen. Über den Vater, der zum Schluß in das KZ Theresienstadt verschleppt wurde. Über die Nachkriegszeit, in der sie und ihr Bruder langsam wieder loslassen konnte von diesen Erfahrungen. Über den Antisemitismus, der versteckt weiter existierte. Über den Faschismus, der versteckt weiter existierte. Den offenen Antikommunismus. Noch Mitte der 80er Jahre konnte ein CDU Mensch die Frage stellen, ob der 08. Mai wirklich ein Tag der Befreiung gewesen sei.

Und über die Freude, die ihr die Stolpersteine bereiten.