Vier neue Stolpersteine


Seit 27 Jahren erinnert der Künstler Günter Demnig (76) mit den von ihm europaweit mittlerweile zu Tausenden verlegten „Stolpersteinen“ an Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Am 18.10.2023 war er in dieser Funktion wieder einmal in Köln aktiv.

Vier neue messingfarbene, pflastersteingroßen Werkstücke erinnern nun im Bürgersteig der Blumenthalstr. 17 an die jüdische Familie Sommer, die hier bis 1941 heimisch war. Der Vater Siegfried, Tuchhändler und für Deutschland Soldat im Ersten Weltkrieg, war als Karnevalist rege aktiv im Kleinen Kölner Klub, dem damaligen jüdischen Karnevalsverein.

Wohl nicht zuletzt deshalb übernahm der 2017 neu gegründete jüdische Karnevalsclub der Kippa-Köpp die Patenschaft für die Verlegung und finanzierte die Aktion. Nach einigen einführenden Worten von Vereinspräsident Aaron Knappstein verlas Vorstandsmitglied Volker Scholz-Goldenberg Auszüge aus Briefen von Hannelore Sommer, der jüngeren Tochter der Familie.

Darin werden ihre bitteren Erfahrungen von Diskriminierung und Ausgrenzung im Alltag geschildert, vor allem in der Schule, denen sie als damals 6-jähriges Mädchen ausgesetzt war. Wie sie auch manchmal noch mit einer „arischen“ Freundin heimlich ins Kino ging, was für Juden verboten war, immer in Angst, erkannt und bestraft zu werden. Sie erlebte mit, wie der Vater Berufsverbot erhielt und in tiefe depressive Apathie verfiel aus Verzweiflung darüber, ein Ausgestoßener in dem Land geworden zu sein, für das er als Soldat sein Leben riskiert hatte – und wie somit die Mutter das Alltagsleben fast allein meistern musste.

1941 gelang der Familie nach einer behördlichen Odyssee die Flucht in die USA, wo man sich in Milwaukee/Wisconsin niederließ. Siegfried Sommer konnte den Verlust der Heimat jedoch nie verwinden und verstarb bereits vier Jahre später nach einem Krebsleiden. Die Nachfahren der Familie leben heute verstreut in den USA und Mexiko, nach Deutschland kam niemand mehr zurück.