Karneval, Fastnacht oder Fasching ist neben dem Spaß am Mummenschanz und ausgelassenem Feiern auch die Gelegenheit, der Obrigkeit im Allgemeinen und fiesen Hetzern oder Kriegstreibern im Besonderen die Nase zu zeigen. Dafür bieten die heutigen Zeiten leider mehr Potential als uns lieb ist. Und so waren die Kölner Rosenmontagswagen mit den Motto „Wat e Theater“ so politisch wie selten: ein „Kallendresser“ zeigt mit dem Götz-Zitat Nazis den blanken Hintern, Selensky fragt sich in Hamlet-Manier mit Stahlhelm statt Schädel „to be or NATO be“, Finanzminister Lindner erscheint als „Der Geizige“, Sahra Wagenknecht übt sich im Spagat von ganz rechts nach ganz links, ein auferstandener Goethe verzweifelt am Gendern und die „Bretter, die die Welt bedeuten“ sind den Herren Putin, Xi und Chamenei vor den Kopf genagelt.
Auch die Pappnasen Rot-Schwarz, die mit ‘satirisch-karnevalistisch-politischem Frohsinns-Spektakel’ seit nun schon 16 Jahren vor dem regulären Rosenmontagszug durch die Straßen ziehen, sorgten im gleichen Sinne wieder für die passende Einstimmung. Mit selbst fabrizierten Kostümgruppen, ebenso kreierten Großfiguren und einer Stelzenläuferin, zu Mini-Motivwagen umgebauten Lastenrädern, Rikschas und Handkarren ging es wieder auf die von bunt-fröhlichem internationalem Publikum gesäumte Strecke kreuz und quer durch die Stadt – alles musikalisch untermalt durch einige umgetextete Klassiker aus Karneval und internationaler Hitparade.
Den im vorigen Jahr buchstäblich angestauten Ärger über die umstrittenen „Klimakleber“ der sog. Letzten Generation lenkten die Pappnasen hier auf die „am Gestern klebenden“ wirklichen Blockierer der Politik und Industrie um: so z. B. ein an der Schwarzen Null festklebender Christian Lindner, ein den Schlagbaum festhaltender „Mono-Kulti-Merz“, ein Porsche tätschelnder Verkehrswende-Verweigerer Wissing und ein zum Fürchten grimmiger, rückwärtsgewandter „Bernd“ Höcke. Und Kanzler Scholz, im späteren Zug als Faultier dargestellt, erschien hier zuvor schon als tragischer Sisyphos, der die Erdkugel auf der vermeintlich unendlichen Wachstumskurve hinauf und dann in den Abgrund rollt.
Das Gesangstrio der Gruppe nahm sich diesmal u. a. einen Hit von Robbie Williams vor: zu seiner Melodie von „Let me entertain you“ wurde „Lindner, mach den Weg frei“! Die Texte wurden wie immer zum Mitsingen unters närrische Volk verteilt (da steht es neutraler mit “Weg da,…).
Textproben und weitere Info zur Gruppe hier: https://pappnasen-rotschwarz.de.
