Ein „Interesse am Dienst in der Bundeswehr“, wie es demnächst per Fragebogen erkundet werden soll, hatte hier wohl niemand: am 04.12.2025, ein Tag vor der Abstimmung über das „Gesetz zur Modernisierung des Wehrdienstes“ im Bundestag, versammelten sich etwa 100 Aktivisti verschiedener politischer Herkunft auf dem Kölner Hans-Böckler-Platz zum Protest gegen diese Gesetzesnovelle. Aufgerufen zu der Kundgebung hatten DGB, Grüne Jugend, Linksjugend, die Deutsche Friedensgesellschaft/Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), der Jugendring und die Bezirksschüler:innenvertretretung Kölns (siehe Bericht unter https://r-mediabase.eu/jugend-protestiert-gegen-modernisierung-des-wehrdienstes/ ).

Ida Holschbach von der Grünen Jugend brachte den Unmut ihrer Generation auf den Punkt: Seit Jahren werde die Lösung gesellschaftlicher Probleme auf die junge Generation abgewälzt. „Redet doch mal mit uns statt über uns!“, war deshalb ihr Appell: Coronageschädigt, mit düsteren Zukunftsaussichten angesichts Klimakatastrophe, zunehmender sozialer Ungerechtigkeit und einem Gesundheits- und Rentensystem, das in den Kollaps steuert, solle die Jugend nun auch noch für die Verteidigungsfähigkeit herhalten: „Ihr vererbt uns schon genug Probleme, bietet uns doch mal Lösungen!“

Im Anschluss das ernüchternde Fazit einer Schülersprecherin: Wer jahrelang wegen chronischer Unterfinanzierung des Bildungswesens in heruntergekommenen Schulen mit fehlendem oder veraltetem Lernmaterial und ständigem Unterichtsausfall wahrnimmt, wie wenig dieses Land für seine Jugend übrig hat, bekomme keine Motivation, dafür auch noch im Wehrdienst den Kopf hinzuhalten.

Hans-Achim Brand, Deutsche Friedensgesellschaft/Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), bot Hilfestellung bei Wehrdienstverweigerung an.

Die Kundgebung ist ein Auftakt für weitere Protestaktionen: am Tag darauf, einem Freitag, gibt es in 90 Städten der Republik wieder Schulstreiks mit Demonstrationen – statt wegen Klima nun gegen die Wehrpflicht. In Köln geht’s los am Hauptbahnhof um 12.00 Uhr.