Lützerath: das Hoffen auf ein Wunder

Hubert Perschke


Mehrere tausend Menschen folgten dem Aufruf von Michael Zobel und Gerd Schinkel und trafen sich am 08.01.2023 in Lützerath zu einem Dorfspaziergang. Im Jahr 2018 bewirkte der Protest von 50.000 Menschen, dass die Landesregierung und RWE umsteuerten und den Tagebau Hambach verkleinerten und so der Hambacher Wald stehen bleiben konnte. Ob diese Hoffnung für den Ort Lützerath berechtigt ist, ist ungewiss. Dass wir auf eine Klimakatastrophe zusteuern, dürfte inzwischen allen Politikern auch auf dem Hintergrund eigener nationaler katastrophaler Unwetterereignisse klar sein. Das Wissen ist da aber die Taten fehlen. An die Partei der Grünen auf Landes- und Bundesebene wurden hohe Erwartungen gestellt, die sich aus der jetzigen Sicht nicht erfüllt haben. Es wird Unverständnis geäußert und es werden Fragen gestellt: Warum gibt es zu dem Deal, ausgehandelt zwischen RWE sowie Robert Habeck und Mona Neubauer, keine Protokolle? Stimmt das wirklich? Und warum wurde noch nicht einmal das Landesparlament über diese Gespräche informiert? Die ausgehandelte Entscheidung ist nicht nachvollziehbar. Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung kommt zu dem Ergebnis, dass die unter Lützerath liegende Kohle nicht benötigt wird. Corina Rieve, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts, wirft der Politik vor eine eindeutige Fehlentscheidung getroffen zu haben. Die Kontroverse zwischen Menschen, die sich der Klimakatastrophe entgegenstemmen wollen und der Politik verstärkt sich. Aktiv in Lützerath mit dabei war Luisa Neubauer, die die Wirtschaftsministerin von NRW, Nora Neubauer, nicht verstehen kann und scharf kritisiert.

In der Initiative „Lützerath lebt“ heißt es: “Wer Lützerath angreift, greift unsere Zukunft an”. In einer Pressemitteilung vom 08.01.2023 heißt es: „Das Aktionsbündnis „Lützerath Unräumbar“ hat massiven Widerstand gegen die Zerstörung des Dorfs Lützerath an der Grubenkante des Braunkohletagebaus Garzweiler II angekündigt. In dem Aktionsbündnis haben sich unterschiedliche Gruppen der Klimagerechtigkeitsbewegung zusammengeschlossen, darunter Alle Dörfer bleiben, Ende Gelände und Fridays for Future. Gemeinsam mit den Menschen, die Lützerath bereits seit Jahren aktiv sind, will das Bündnis das Dorf verteidigen und sich der Ausweitung des Tagesbaus widersetzen, um eine Verschärfung der Klimakrise zu verhindern.“ Die Zukunft dieser Generation steht auf dem Spiel. Es kann die Letzte Generation sein. Dieses Wissen macht wütend und was verteidigen inhaltlich heißt, wird sich in der Räumung zeigen. Die meisten Menschen, die am 08.01.2023 nach Lützerath kamen, wollten sich ein Bild von der Situation verschaffen und ihren Protest gegen die Entscheidung der Landesregierung kundtun. Im Abend, als die meisten angereisten Menschen wieder auf dem Heimweg waren, wollte die Polizei den im Tagebauvorfeld liegenden Platz, der für die Kundgebung genutzt worden war, wieder räumen. Etwa 150 Aktivisten standen den Polizisten gegenüber, die die Aktivisten zurückdrängen wollten. Einige warfen mit Steinen. Das fand Einzug in die Medien. Dass aber die übrigen im Chor riefe: „Keine Steine werfen“, viel unter den Tisch, auch auf der am 09.01.2023 im Aachener Polizeipräsidium folgenden Pressekonferenz. Für den 14.01.2023 ist eine Großdemonstration angekündigt und die Hoffnung besteht weiter ein Wunder zu bewirken.