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“Jeck no Fridde” – verrückt nach Frieden

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Wer sonst am Rand stand, war an diesem Rosenmontag selbst auf der Straße: Statt zum Karnevalszug rief Köln zur Friedensdemo, und 250.000 kamen. Und das, obwohl vielen wegen des ausgefallenen Brauchtums der freie Tag gestrichen worden war. Tausendfach blau-gelbe Banner, Europafahnen (sind ja auch blau-gelb!), Regenbogenfahnen,Schilder und Transparente mit „Stop Putin“, „Stand with Ukraine“, „Nie wieder Krieg“, „Stop war“, „Fuck Putin“, dazu wortspielerisches wie „Put in? Pull out!“ und lokalkolorisches wie „Putin, du fiese Möpp!“. Die Demonstranten, kostümiert oder nicht, alle in friedfertiger und ernster Stimmung – was den Unkenrufen Lügen strafte, die Kölner würden auf den Krieg mit einem Schunkel-Event reagieren.

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Wegen des großen Andrangs dauerte es lange, bis sich die am Startpunkt in der Südstadt versammelte Menge in Bewegung setzen konnte. Zur Überbrückung der Wartezeit erklang von den Lautsprechern unter anderem „Brothers in arms“ von den Dire Straits, viel von Bob Dylan und das obligatorische „En unsrem Veedel“, was ja auch ein Protestsong war (gegen Immobilienspekulanten).

Fast alle etablierten Karnevalsgruppen waren mit im Tross: unter anderem Blaue, Rote und Orange Funken, Hillije Knächte un Mägde, die schon passend blau-gelb uniformierten Husaren und Bürgergardisten und die Ensembles von Geisterzug, Stunk-, Imi- und Deiner Sitzung.

Auch die Satirekarnevalisten von den Pappnasen Rot-Schwarz reihten sich mit ihren „Motivwagen“ ein: karnevalistisch gestaltete Lastenräder zu dem ursprünglichen Sessionsthema „Alles hät sing Zick“ (Alles hat seine Zeit) – denn jetzt ist neben Krieg immer noch die Zeit für Energie- und Verkehrswende und Sanierung des Gesundheitswesens. Bei 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr darf man tatsächlich fragen, was für diese weiterhin wichtigen Themen übrig bleiben wird.

Auch das Kölner Festkomitee präsentierte auf der weitgehend dem Zugweg folgenden Marschroute einige der für den Umzug gestalteten politischen Motivwagen. Thema hier, unter anderem, war der obszöne Weltraumtourismus der Superreichen. Unter diesen Umständen wiederum eine Idee: Herr Bezos, Herr Musk – spendieren Sie Herrn Putin doch ein Ticket…!

Rosenmontag-Friedensdemo, “Kinoprogramm” an der Marschroute – © Liesel Pusacker