Straßennamen nach NS-Größen und Wirtschaftseliten
Hans-Günther Sohl war kein einfaches NSDAP-Mitglied. Er war ein herausragendes Bindeglied zwischen dem NS-Regime und der deutschen Schwerindustrie, die insbesondere der Absicherung der Rüstungsproduktion und der angestrebten Eroberung und Besetzung der Nachbarländer diente. Sohls Karriere wurde 1942 durch die Ernennung zum „Wehrwirtschaftsführer“ gekrönt. Zu seinem “Aufgabenbereich“ gehörte die tausendfache Ausbeutung insbesondere der sowjetischen Zwangsarbeiter. NS-Slogan: Vernichtung durch Arbeit. Sohls „Schreibtisch-Arbeit“ endete mit der Zerschlagung des Faschismus und seiner Verhaftung am 1. Dezember 1945. Er kam in ein Zwischenlager in Iserlohn, dann am 4. Dezember 1945 in das Verhörzentrum in Bad Nenndorf. Hier waren auch Nazi-Aktivisten inhaftiert, die als höchste Sicherheitsgefahr angesehen wurden. 1946 wurde Sohl in das „Camp Roosevelt“ (Hemer) der britischen Rheinarmee verbracht, anschließend in das Internierungslager „Eselsheide“ bei Bielefeld. Am 17. Mai 1947 wurde er entlassen. Nach seiner Entlassung setzte der nun ehemalige Nazi seine Karriere an alter Stelle ungebrochen fort: Vorstand der Vereinigten Stahlwerke, 1953 Vorstandsvorsitzender der Thyssen AG, 1972 Vorsitzender des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Sohl wohnte zuletzt Am Gartenkamp 10 in Düsseldorf, wo er am 13. November 1989 starb. (aus: VVN/BdA, “Die ungebrochene Karriere des Nazi-Wehrwirtschaftsführers Sohl”)