Andreas Zumach beim Dortmunder Friedensforum

Uwe Bitzel


„Frieden schaffen ohne Waffen“ – dieses Motto sei dringlicher denn je. So der Journalist Andreas Zumach am Vorabend des ersten Jahrestags des Ukraine-Kriegs. Zumach, Träger des Göttinger Friedenspreises und bis 2020 UN-Korrespondent sprach auf Einladung des Dortmunder Friedensforums, attac und IPPNW vor rund 150 Zuhörenden zum Thema „Für eine ökologische, militärarme, sozial und global gerechte Zeitenwende“.

Für den Krieg in der Ukraine sieht er zwei „worst-case“ Szenarien. Der Krieg würde, so das erste Szenario, noch lange weitergehen und schließlich mit einem Sieg Russlands enden. Oder, so das zweite, Russland sehe sich so sehr bedrängt, dass es zu taktischen Atomwaffen greife. Dann käme die NATO unter den Druck ihrer eigenen Militärdoktrin und würde – „machen wir uns nichts vor“ – ebenfalls Atomwaffen einsetzen. Aktuell bescheinigte er der russischen Seite im Vergleich zur Ukraine eine Überlegenheit, eine größere Durchhaltefähigkeit und die Eskalationsdominanz.

Auch wenn der russische Angriffskrieg „völkerrechtswidrig“ und „verbrecherisch“ sei, seien Verhandlungen notwendig. Zumach sieht hier Washington am Zug, das entsprechende Signale an Moskau aussenden müsse.  Die USA würden sich in einem „strategischen Dilemma“ befinden. Anhaltspunkt dafür seien Überlegungen, ob man Russland nicht sogar als Partner gegen den Hauptkonkurrenten China bräuchte.

Zumach erinnerte daran dass USA und Europa unterschiedliche Interessenslagen hätten. Er zitierte Egon Bahr mit dessen Satz, dass die Sicherheit Europas nur mit, nicht ohne oder gar gegen die Sowjetunion/Russland möglich sei. Und zwar schon alleine aus geografischen Gründen.