Aus dem Aufruf zu dieser Veranstaltung:
im Bergischen Land kämpfte die Arbeiterbewegung Anfang der 1930er Jahre erbittert gegen die Nationalsozialisten. Diese begegneten
dem Widerstand mit systematischem Terror und Mordkommandos. Die „rote Hochburg“ Wuppertal wurde spätestens 1933 auch zu
einer Hochburg der NSDAP.
Der aktive Widerstand formierte sich Mitte 1933 neu: Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter und Parteilose begannen
Widerstandsgruppen in Betrieben aufzubauen. Die Gestapo reagierte Anfang 1935 mit Massenverhaftungen, in deren Verlauf mehr als
1.900 Frauen und Männer in Wuppertal, Velbert, Solingen und Remscheid festgenommen wurden.
Die darauffolgenden Massenverfahren des Oberlandesgerichts Hamm sowie des Volksgerichtshofs in Berlin, die in Wuppertal
stattfanden und als Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse in die Geschichte eingegangen sind, wurden durch das in den Niederlanden
gegründete Wuppertal-Komitee öffentlich gemacht. Leider konnte auch diese internationale Solidaritätskampagne nicht verhindern,
dass mehr als 600 Angeklagte wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ schuldig gesprochen wurden. Die meisten von ihnen mussten
für mehrere Jahre ins Gefängnis oder ins Zuchthaus.
Nach Kriegsende wirkten viele der Beteiligten an den Wuppertaler Gewerkschaftsprozessen aktiv am Wiederaufbau der
Gewerkschaften in Wuppertal mit.
Seit 1995 erinnert ein Mahnmal der Wuppertaler Bildhauerin Ulle Hees an die Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse.
Das Datum der Gedenkveranstaltung: 22. November ist damit begründet, daß vor 90 Jahren, am 22.11.1935, ein Senat des Volksgerichtshofs in Wuppertal im sogenannten „Kopfverfahren“ Reeks und a. 12 Widerstandskämpfer:innen z.T. zu hohen Haftstrafen verurteilte.
Dieser Prozess war der Auftakt von insgesamt 48 Teilprozessen mit insgesamt 849 Angeklagten, die als „Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse“ in die Widerstandsgeschichte eingingen. Die Prozesse richteten sich u.a. gegen den Aufbau gewerkschaftlicher Widerstandsgruppen in 48 Betrieben in Wuppertal und in Velbert. Wir möchten an die Widerstandskämpfer:innen und ihre Familien erinnern. Und wir würdigen die internationale Solidaritätskampagne für die Wuppertaler Angeklagten, die niederländische Intellektuelle im Wuppertal-Komitee in Amsterdam organisiert hatten.
Prof. Robert F. Teitel lebt in den USA und nahm an der Gedenkveranstaltung des DGB teil. Sein Vater Abraham Manjoe Teitel trat 1935 dem niederländischen Wuppertal Komitee bei, das Wuppertaler Widerstandskämpfer:innen durch eine weltweite Menschenrechtskampagne unterstützte. Anfang 1936 besuchte sein Vater als Mitglied der niederländischen Delegation den ersten Massenprozess vor dem Wuppertaler Landgericht. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in die Niederlande wurde Abraham Manjoe Teitel 1942 von den Nationalsozialisten in Amsterdam verhaftet, deportiert und im KZ Mauthausen ermordet. Der 1941 geborene Robert F. Teitel überlebte in einem Versteck den Holocaust.