Historische Karte aus dem Jahr 1902 mit aktuellen Tagebau- und Waldflächen
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WALDVERNICHTUNG /// Als letzter südöstlicher Rest des einstigen Manheimer Erbwaldes wurde Ende Januar 2025 der größte Teil des Manheimer „Sündenwäldchens“ sowie des „Manheimer Fließes“ gerodet. Um einen Wiederaustrieb zu verhindern, zerstückelten schwere Traktoren mit Schredderwalzen viele der im Boden verbliebenen Wurzelstöcke. Seit dem Aufschluss des Tagebaus Hambach im Jahr 1978 wurden mehr als 3.400 Hektar Wald vernichtet. Der Boden, auf dem der Wald einst stand, wurde abgetragen oder unter der Außenkippe „Sophienhöhe“ begraben.
WASSER /// Um eine Flutung der Grube zu verhindern, muß der Grundwasserspiegel für die Braunkohlenförderung weiträumig abgesenkt werden. Mittels hunderter sogenannter „Sümpfungsbrunnen“ wurden 2023 allein im Tagebau Hambach aus bis zu 500 Meter Tiefe insgesamt 305 Millionen Kubikmeter Grundwasser abgepumpt. Im gesamten „Rheinischen Braunkohlenrevier“ entsteht so durch Sümpfung ein weit reichender Absenkungstrichter. Dies hat gravierende Folgen für die Trinkwassergewinnung und den Erhalt grundwasserabhängiger Feuchtgebiete, die deshalb künstlich das Grundwasserdefizit im Rheinischen Revier derzeit bei 20 Milliarden Kubikmeter. Für die Zeit nach dem Kohleabbau läuft derzeit die Planung einer 45 Km langen Pipeline (ø 2,2 m), welche die Grube des Tagebaus Hambach über einen Zeitraum von 40 (laut RWE) – 70 Jahren mit 5,5 Milliarden Kubikmeter ungefiltertem Rheinwasser fluten soll. Der geplante Restsee wäre mit einer Fläche von ca. 3.900 ha der siebtgrößte Binnensee Deutschlands und mit einer maximalen Tiefe von ca. 325 m mehr als dreimal so tief wie die Nordsee im Durchschnitt. Bisher liegen noch keine Erfahrungen mit einem Projekt dieser Größenordnung vor. Auch ökologisch ist dieses riesige stehende Gewässer sehr umstritten, u.a. wegen möglicher Schadstoffausträge aus den Abraumhalden, der aus anderen Tagebaufolgeseen bekannten Versauerungsproblematik und eines möglichen Schadstoffeintrags in die umliegenden Grundwasserleiter. Zudem hat die RWE Power AG für dieses Langzeitprojekt und die aus der Braunkohlenförderung resultierenden Ewigkeitskosten bislang keine ausreichenden finanziellen Rücklagen gebildet, die treuhänderisch verwaltet werden, so dass die Gefahr besteht, dass im Falle einer Insolvenz die Steuerzahler*innen die Folgekosten tragen müssten.
RESTSEE-UTOPIEN UND GLOBALE WASSERPROGNOSEN /// Während die mit RWE verbandelte „Neuland Hambach GmbH“ den geplanten Hambachsee bereits mit aufwendiger PR-Arbeit als potenzielles Freizeitparadies bewirbt, warnte der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) am 11. Oktober 2024 bei der Vorstellung seines neuen Wassergutachtens vor zunehmender Wasserknappheit und einer „Bedrohungslage von globaler Dimension“.
„MANHEIMER BUCHT“ /// Auch wenn eine direkte Biotopvernetzung an der nördlichen Tagebaukante durch die fortgeschrittenen Rodungsarbeiten des „Sündenwäldchens“ und des Manheimer Fließes (07) in weite Ferne gerückt zu sein scheint, wird eine breite öffentliche Diskussion und eine unabhängige Begutachtung der Gesamtsituation vor einer weiteren Abbaggerung Manheims als notwendig erachtet. Die von RWE vorgeschlagene Vernetzung südlich der geplanten Manheimer Bucht ist für Initiativen und Umweltverbänden aufgrund des dortigen Bereichs mit extremer Verkehrsdichte (Autobahn, Hambachbahn, ICE-Strecke und drei Kiesgruben) nicht akzeptabel.
HERBST 2025 / RODUNGSSAISON /// Die neue Rodungssaison hat am 01.10.2025 begonnen. Der Tagebau ist auf der obersten Sohle weiter fortgeschritten, der östliche Teil des Manheimer Fliesses ist bereits abgebaggert und der verbliebene Teil des Manheimer „Sündenwäldchens“ ist weiterhin von Aktivist*innen besetzt. Durch eine Allgemeinverfügung der Stadt Kerpen wurde am 30.09.2025 ein allgemeines Betretungsverbot für den Bereich des Sündenwäldchens ausgesprochen. https://verheizte-heimat.de/2025/09/30/die-allgemeinverfuegung-fuer-die-raeumung-rodung-des-suendenwaeldchens-ab-6-10-ist-da/ .
Ab dem 20.10.2025 könnte der Wald durch Polizeikräfte geräumt und anschließend im Auftrag von RWE gerodet werden. Das Betriebsgelände wurde nach Süden hin erweitert, sodass die Mahnwache auf die Obstwiese an der Esperantostraße verlegt werden musste. Sie ist weiterhin als Informations- und Anlaufstelle zugänglich. Für Sonntag, den 19.10.2025, rufen der BUND e. V. und einige Initiativen zu einer symbolischen Baumpflanzaktion in Manheim auf. https://www.bund-nrw.de/termine/detail/event/wald-statt-kohle-kies-und-schotter/
QUELLEN:
Landesregierung NRW:
Zukunftsvertrag für Nordrhein-Westfalen Koalitionsvereinbarung von CDU und Grünen (2022 bis 2027), Zeilen 700-709 (Download als PDF) /// https://www.cdu-nrw.de/zukunftsvertrag-fuer-nordrhein-westfalen-koalitionsvereinbarung-von-cdu-und-gruenen-2022-bis-2027 /// (aufgerufen am 06.01.2025)
Bezirksregierung Arnsberg NRW:
Hauptbetriebsplan 2025-2028 Tagebau Hambach (Download als PDF) /// https://www.bra.nrw.de/presse/zulassung-fuer-den-hauptbetriebsplan-fuer-den-tagebau-hambach-bis-2028-erteilt /// (aufgerufen am 06.01.2025)
WBGU – Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltfragen:
Wasser in einer aufgeheizten Welt /// https://www.wbgu.de/de/publikationen/publikation/wasser#sektion-downloads /// (aufgerufen am 30.12.2024)
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND NRW e.V.):
Tagebau Hambach: Waldvernetzung in Gefahr /// https://www.bund-nrw.de/themen/braunkohle/im-fokus/biotopverbund-rheinisches-revier/waldvernetzung-in-gefahr /// (aufgerufen am 30.12.2024) ///// Braunkohlentagebaue und Gewässerschutz /// https://www. bund-nrw.de/themen/braunkohle/hintergruende-und-publikationen/braunkohle-und-umwelt/braunkohle-und-wasser/ /// (aufgerufen am 30.12.2024) ///// August 2024: Wildnisentwicklungsgebiet Hambacher Wald (Download als PDF) /// https://www.bund-nrw.de/publikationen/detail/publication/wildnisentwicklungsgebiet-hambacher-wald/ /// (aufgerufen am 06.01.2025) ///// Wasseratlas 2025: Daten und Fakten über die Grundlage allen Lebens (Download als PDF) /// https://www. bund. net/service/publikationen/detail/publication/wasseratlas-2025-daten-und-fakten-ueber-die-grundlage-allen-lebens/ /// (aufgerufen am 20.01.2025)
WDR:
Stille Wasser, tiefe Löcher – Was wird aus den Braunkohletagebauen? /// https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/dok5/feature-ende-tagebau-braunkohletagebau-100.html /// (aufgerufen am 30.12.2024)
ESA / Copernicus Browser:
https://browser.dataspace.copernicus.eu /// (aufgerufen am 06.01.2025)
RWE Power AG:
Broschüre Wasserwirtschaft (Download als PDF) /// https://www.rwe.com/unsere-energie/konventionelle-energien-entdecken/braunkohle/braunkohle-gewinnung/wasserwirtschaft/ /// (aufgerufen am 27.12.2024)
NEULAND HAMBACH GmbH:
Rahmenplan Neuland Hambach /// https://www.neuland-hambach.de/planung/rahmenplan-tagebau-hambach /// (aufgerufen am 30.12.2024)

Die Inhalte der Karte „Waldzerstörung: Der Braunkohlentagebau Hambach und die Bürgewälder“ wurden mit größtmöglicher Sorgfalt recherchiert und erstellt. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wird jedoch keine Gewähr übernommen. Informationsquellen für die Tagebau- und Seeflächen: Copernicus Sentinel data 2024, RWE Power AG und Neuland Hambach GmbH. Die Karte „Waldzerstörung: Der Braunkohlentagebau Hambach und die Bürgewälder“ ist eine Bearbeitung der „Topografischen Karte TK 50 Düren 1902 Bürgewald“ von Geobasis NRW, veröffentlicht bei Wikipedia unter CC BY-SA 4.0. „Waldzerstörung: Der Braunkohlentagebau Hambach und die Bürgewälder“ © 2025 von Frank Breuer (Grafische Gestaltung & Text /// http://www.frankbreuer.com/home_files/250808_f_breuer__karte_buergewald_1902-tgb_hambach_2025.jpg ) ist lizenziert unter Creative Commons CC BY-SA 4.0 . Eine Kopie dieser Lizenz finden Sie unter https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de .


