Kalle Gerigk, unfreiwillig Kölns bekanntester und rührigster „Mietrebell“, und Mitstreiter der Initiative „Recht auf Stadt“ haben mit einer weiteren Aktion auf die Ursachen der Wohnungsnot in der Stadt aufmerksam gemacht: mit einer Demonstration auf der Deutz-Mülheimer Straße und ihrer symbolischen Umbenennung in Straße der Spekulanten.
„Endlich eine Straße mit ehrlichem Namen“, stellte eine Aktivistin danach befriedigt fest. In keinem anderen Straßenzug in Köln gibt es aber auch eine solche Aneinanderreihung von zwielichtigen Immobilienprojekten, Bauruinen, Brachflächen und Leerstand – alles Zeugnisse massiver und zum Teil mutmaßlich krimineller Grundstücksspekulation.
Gleich zu Anfang das erste Objekt dieser Art: die Kölner Messehallen. Der im Kölner Klüngel bestens vernetzte Oppenheim-Esch-Fonds bekam von der Stadt Köln ohne die zwingend vorgeschriebene Ausschreibung den Zuschlag für die Sanierung. Jahrelang beschäftigte dieses Gemauschel die deutschen Gerichte und EU-Aufsichtsbehörden und belastete die öffentlichen Finanzen.
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Boris Sievers, langjähriger Anlieger und Mitinitiator bei der Demonstration, zeigte ein paar Meter weiter das nächste Beispiel: „Lidl lohnt sich“, steht hier gut sichtbar auf einem Werbeschild vor einer Baulücke. Offenbar lohnte es sich sogar, dafür ein intaktes Wohnhaus mit Gaststätte abzureißen, um diesen Zugang zu dem Diskountermarkt zu schaffen, so Sievers – obwohl der Laden nur 50 Meter weiter auch über den dazugehörigen Parkplatz erreichbar ist.
Nur ein Stück weiter: die alte Gasmotoren-Fabrik des Klöckner-Humboldt-Deutz-Konzerns. Das in den 1990ern stillgelegte, denkmalgeschützte Fabrikgebäude soll längst für eine neue Nutzung saniert werden, liegt aber seit Jahren brach.
Dann folgt der krasseste Fall: die seit Jahren vor sich hin verrottenden Bauruinen auf dem sog. Cologneo-Areal. Die hier einst „aktive“ Adler-Gruppe hatte dem Anschein nach nur vorgegeben, hier ein Wohngebiet entstehen zu lassen: dazu wurde den Banken Kredite in 7-stelliger Höhe abgeluchst, die dann in Steueroasen verschwanden – ohne die beteiligten Baufirmen zu bezahlen, die daraufhin natürlich ihre Arbeiten einstellten.
Schon im Vorjahr waren die Aktivisti um Gerigk an der dort schon ausgehobenen Baugrube aufmarschiert, um diese sarkastisch zu einer Badezone umzufunktionieren.
Diesmal zog der Demonstrationszug bis zur Eisenbahnunterführung, wo dann bei Sekt, Blasmusik und (Spiel-)Geldregen das neue Straßenschild enthüllt wurde.
Weitere Info: www.mietendeckel-jetzt.org
www.rechtaufstadt.koeln