Der Heidebogen ist ein Waldgebiet bei Dresden und derzeit akut gefährdet. Für den Abbau von Kies und Sand sollen in der Radeburg-Laußnitzer Heide 900 Hektar des Waldes gerodet werden.
Die verschiedenen Bäume des Heidebogens und besonders die unter Naturschutz stehenden angrenzenden Moore stellen einen wichtigen CO2- Speicher dar. Von der geplanten Rodung geht somit auch eine Gefahr für das Umland aus. Angrenzende Moorlandschaften drohen durch die Grundwasserreduktion, die mit dem Kiesabbau einhergeht, auszutrocknen.
Außerdem werden Kiesgruben häufig mit Bauschutt gefüllt, was eine zusätzliche Verschmutzung der Böden nach sich zieht.
Dem stellen sich nun schon seit mehreren Jahren Menschen aus unterschiedlichen Kontexten in den Weg. Zentral hierbei ist die Waldbesetzung, die ich letzte Woche für ein paar Tage vor der Räumung besuchen konnte. Im Wald war eine sehr besondere Stimmung. Der Ort strahlte eine eindrucksvolle Ruhe aus, denn auch hier ist wieder direkt an der Abbruchkante eines zerstörerischen Industriestandorts eine gelebte Utopie entstanden. Die Menschen setzen hier aktiv Ideen für alternative Formen des gesellschaftlichen Zusammenlebens um. Es wirkte sehr entschleunigt, irgendwie losgelöst von unserem System des Leistungsdrucks, Konsums und der Konkurrenz.
Umso drastischer wirkte dann der Kontrast, als ab Dienstag Polizei, Sachsenforst und THW mit aller Macht an die Besetzung heranrückten. 1000 Einsatzkräfte und eine riesige Menge an Gerät für schätzungsweise 50 Menschen in einem Wald.
Besonders erschreckend war aber das Auftreten der Polizei. Damit ist nicht in erster Linie Polizeigewalt gemeint – es war eher eine sehr unangenehme Grundstimmung, die von den Beamt*innen ausging. Im Kontakt mit den Aktivist*innen ließen sie an vielen stellen eine sehr eindeutige Antipathie durchscheinen und versuchten diese gar nicht erst zu verstecken.
So machten sich Beamt*innen lautstark über die Verhaltensweisen der Aktivist*innen lustig, im Vorbeifahren schüttelten einzelne drohend das Pfefferspray am Fenster und im Einsatz suchten sie permanent Augenkontakt auch mit uns Pressevertreter*innen.
Noch dazu wurde die Pressefreiheit durch massive Unklarheiten, was Akkreditierung, Sicherheitsbedingungen und Shuttleservice angeht, erschwert. So war es uns schließlich erst mehrere Stunden nach Ankunft möglich, effektiv unserer Arbeit nachzugehen.
Die Räumung ansich war, bei diesem Aufgebot nicht verwunderlich, nach 3 Tagen weitestgehend beendet. Auch die Infrastruktur, die vom THW zur Verfügung gestellt wurde, ermöglichte hier wieder eine sehr schnelle Abhandlung.
Erneut war es auf unangenehme Art beeindruckend, wie viel Aufwand betrieben wird, um gegen Visionen für eine klimagerechte Welt vorzugehen. Entgegen wissenschaftlicher Warnungen wurde sich dazu entschieden, den Wald zur Rodung und zum Kiesabbau freizugeben. So die Zukunft eines komplexen Ökosystems und einen wichtigen CO2-Speicher aufs Spiel zu setzen, ist in Zeiten einer sich immer stärker zuspitzenden Klimakrise eine sehr fragwürdige Entscheidung.