Am Sonntag den 22.01.2023 fand der erste Dorfspaziergang an dem Braunkohletagebau Garzweiler nach der Räumung Lützeraths statt. Vom Startpunkt aus in dem geretteten Dorf Keyenberg zog der Demonstrationszug über die Landstraße 12 um anschließend auf dem Sportplatz in Kuckum mit einem Konzert von „Dota Kehr“ und „The detectors“ zu enden. Der Großteil der Reden fand auf Zwischenkundgebungen statt. Die Demonstrierenden sprachen von Andacht und Kampfeswille, Trauer und Wut, über das Vernichtete und jenes, welches weiter bestehen soll. Bei einem offenen Mikrofon berichteten Demonstrierende von ihren Räumungserfahrungen, sowohl Klimaaktivist*innen, als auch ehemalige Anwohner*innen aus den umliegenden Dörfern.
Auch wenn Lützerath abgerissen ist, scheint es hier neue Streitpunkte zu geben. Viele Häuser in den geretteten Dörfern stehen leer und würden von Teilen ihrer ehemaligen Bewohnenden gerne wieder bezogen werden. Ein Rückkauf schien nach Aussage eines Bewohners seitens RWE aber nicht möglich zu sein.
Nicht nur die Wohnlage der ehemaligen Anwohnenden ist ungewiss, auch eine neue Dynamik der Klimademonstrierenden wird sich noch in den nächsten Wochen entwickeln müssen. Das Protestcamp „Unser Aller Camp“ befindetet sich zu Teilen bereits im Abbau, viele Demonstrierende haben nach der Räumung Lützeraths die Ortslage bereits verlassen. Da der Braunkohletagebau Garzweiler weiterhin wächst scheint ein Ende der Demonstrationen unrealistisch. Lediglich ein neues Symbol könnte es brauchen um den Konflikt für viele Menschen greifbar zu machen.
Lützerath aber scheint als lebendiges Martyrium im kollektiven Gedächtnis der Klimabewegung fotzubestehen. Für die Demonstrierenden steckt im Namen Lützeraths mehr als nur die Ortschaft. Der Name Lützeraths steht für die über die Jahre gewachsenen Verbindungen und zwischenmenschlichen Beziehungen. Und so war trotz dem Abriss der Ortschaft oft laut die Parole zu hören „Lützi bleibt“.