1947 war in Frankfurt/Main die Gründungsversammlung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes. In der Vereinigung kamen die Frauen und Männer zusammen, die die KZs und Emigration während der Nazizeit überlebt hatten. Leitmotto der Vereinigung ist der letzte Absatz des Schwurs von Buchenwald. Nach ihrer Selbstbefreiung schworen die überlebenden 21000 internationalen Häftlinge: Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Aufgabe, der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Dieses Ziel bestimmte das Handeln der VVN über die Jahrzehnte – und fand sich damit immer wieder im Widerspruch zur regierungsamtlichen Politik. Antifaschismus gehörte nicht zum Selbstverständnis der Nachkriegspolitik. Im Gegenteil. Die Nazizeit gehörte von Beginn an zu den angestrengten Verdrängungsanstrengungen der Nachkriegspolitik. Dabei half Personal in Politik, Verwaltung, Justiz, beim Aufbau der Bundeswehr und nicht zuletzt beim Verfassungsschutz, das sich schon während der Nazizeit entsprechend bewährt hatte.
Demgemäß war die VVN immer wieder verschiedenen Repressalien ausgesetzt – von Verbotsanträgen in den 1950er und 1960er bis in jüngster Zeit mit dem Versuch des Entzugs der Gemeinnützigkeit. Aber: antifaschistische Arbeit hat dieses Land mitgeprägt. Ohne die VVN gäbe es nicht die inzwischen zahlreichen Gedenkorte und Gedenkstätten. Die lebendig vermittelte Erinnerung der Zeitzeugen des Widerstands während der Nazizeit beeindruckte über die Zeiten immer wieder Jugendliche. Dem ist auch zu verdanken, daß die VVN nicht “ausstirbt” sondern solidarisch wächst. Die Zeit der unmittelbaren Zeitzeugen ist nun zuende. Diese Aufgaben haben jetzt die Zeitzeugen der Zeitzeugen in der VVN.
Bei der Veranstaltung wurde eindrucksvoll an Emil Mangelsdorff erinnert, der in diesem Jahr beinahe 97-jährig verstarb. Wegen seiner Liebe zum Jazz war er während der Nazizeit Drangsalierungen inklusive Inhaftierungen ausgesetzt, wovon er auch Jugendlichen als Zeitzeuge berichtete. Er war immer der VVN verbunden und wirkte mit bei der Festveranstaltung zum 70-jährigen Bestehen der VVN.
Text und Fotos: jochen vogler
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