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Aachener Bündnis warnt vor Gefahr eines Atomkriegs

Den 77. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Hiroshima und Nagasaki nahm das Aachener Bündnis „Keine Atomwaffen rund um Aachen“ zum Anlass, mit einer vielgestaltigen Veranstaltung für den Beitritt Deutschlands zum Atomwaffenverbotsvertrag zu werben. Aachen ist  im Umkreis einer Luftlinie von 100 km von drei Atomwaffenlagern  (Büchel; Kleine Brogel,B; Volkel, NL) umgeben. Außerdem befindet sich nahe Kerkrade eines von vier in Westeuropa angesiedelten APS-Lagern der US-Army, d.h. hier lagert das Kriegsgerät, was im Ernstfall eine US-Division zur Kriegsführung befähigen soll. Somit würde die Region im Kriegsfall auch zur direkten Zielscheibe gegnerischer Angriffe. Ziel der Aktionen zum Hiroshima-Jahrestag war es, mit einer Radtour er-FAHRBAR zu machen, was passieren würde,  wenn Aachen mit einer taktischen Atombombe angegriffen würde.

Die Aachener Gruppen von DFG-VK, IPPNW, pax christi und der VVN-BdA begannen ihre Aktion am Gebäude „Super-C“ der RWTH Aachen. Der Vertreter der IPPNW, Dr. Wilfried Duisberg, stellte die immense Vergeudung menschlicher Ressourcen durch die „Superforschung für den atomaren Tod “ in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen und forderte, Super-Forschung für Friedensprojekte wie die Arbeiten zur Beschreibung eines nuklearen Winters, für die Paul Crutzen 1995 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet wurde. „Die Erkenntnisse des Nuklearen Winters waren ein starker Impuls für die damaligen Politiker, Abrüstungsverträge zu entwickeln und abzuschließen.“

Auf dem Fahrrad fuhren dann fünfzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Uniklinik, der gleiche Referent sprach für Ärzte der IPPNW und mahnte, „Wir werden Euch nicht helfen können –  medizinische Folgen eines Atombombenabwurfs“. Er beschrieb anschaulich die Kreise der Zerstörung in Aachen, fiele dort im Zentrum eine Hiroshimabombe. Noch im drei Kilometer entfernten Klinikum wäre medizinische Hilfe kaum möglich, Fensterscheiben wären geborsten, zerstört wäre „sämtliche Elektronik und damit die Lüftungssteuerung, die Stromversorgung, die Notstromversorgung, die Aufzüge und alle medizinisch technischen Geräte. Damit wäre eine Evakuierung von Schwerkranken und der Weiterbetrieb der medizinischen Technik nicht mehr möglich.“ Das Klinikum wäre ein „Ort der Katastrophe und des Sterbens“. Seine abschließende Zusammenfassung lautete, „Entweder wir schaffen die Atomwaffen ab – oder sie schaffen uns ab“.

Dann ging es per Fahrrad wieder zurück ins Zentrum der Stadt in den Schatten des Doms. Bei sonnigem Wetter und warmen Temperaturen gesellten sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger sowie Touristinnen und Touristen zu den ca. 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Aktion. Für die DFG-VK nahm Friedegard Siepmann-Karrenbrock Bezug auf die Überprüfungskonferenz zum Atomwaffen-Nichtverbreitungsvertrag und führte überzeugend aus, dass Atomwaffen die Existenz der Menschheit elementar gefährden. Eine Eskalation beginnend mit den sogenannten Minibomben, ein Krieg aus technischem Versagen oder menschlichen Fehlentscheidungen sind solange möglich, wie Atomwaffen existieren. Ein Beitritt Deutschlands zum Atomwaffenverbotsvertrag sei deshalb zwingend erforderlich und Deutschland muss auf die „Nukleare Teilhabe“ verzichten und auf den Abzug der US-amerikanischen Kernwaffenbestände aus Deutschland drängen.

Selbstverständlich war auch diese Veranstaltung vom Ukrainekrieg überschattet. Deshalb stellte Bernd Bremen von der DFG-VK die Frage, „Wie könnte ein Friedensabkommen im Krieg Russland-Ukraine aussehen?“ und trug Überlegungen von Prominenten vor, die die öffentliche Diskussion mit einem Beitrag in der „Frankfurter Rundschau“ bereichert hatten. Ausgangspunkt von Friedensverhandlungen muss ein sofortiger Waffenstillstand sein. Abschließend befasste sich Detlef Peikert von der VVN-BdA mit den noch unübersehbaren sozialen Folgen des Hochrüstungs- und Kriegskurses der Bundesregierung. Er verwies auf den engen Zusammenhang von steigender Armut und demokratischer Deregulierung der deutschen Gesellschaft und warnte, wenn es Gewerkschaften und Friedensbewegung nicht gelingt, wirksamen demokratischen Widerstand zu organisieren, dann können rechte Kräfte erstarken,  um die Proteste wegzulenken von den Verantwortlichen in Konzernen und Regierung, in der Rüstungsindustrie und den Arbeitgeberverbänden.

Begleitet hat der Aachener Sänger Ralf Haupts die Kundgebung mit Liedern von Pete Seeger, Hannes Wader und anderen. Die Zuschauerinnen und Zuschauer haben sich mit anhaltendem Applaus bedankt.